Während Banken sich bereits seit mehreren Monaten intensiv mit dem Thema FATCA auseinander setzen, verhalten Versicherungen sich bisher eher zögerlich. Zu Unrecht. Denn FATCA trifft auch Versicherer - wenn auch nicht alle.
Nach Verabschiedung des "Foreign Account Tax Compliance Act" (FATCA) durch die US-Regierung im März 2010 herrschte in der Versicherungsbranche erst einmal ruhige Entspanntheit. Grund hierfür war, dass im originären Gesetzestext unspezifisch von "Financial Institutions" gesprochen wurde, der Begriff "Insurance Companies" aber nicht explizit genannt wurde. Daher gingen Versicherer davon aus, dass der FATCA-Kelch an ihnen vorbei gehe.
Die Freude währte allerdings nur bis September. Denn in der "Notice 2010-60" stellte der IRS klar, dass "Financial Institutions" auch Versicherungen inkludiert, sofern diese "Cash-Value-Produkte" anbieten. Nach Definition des IRS sind somit alle Versicherungen mit Produkten zur Kapitalbildung betroffen. Dieses ist nachvollziehbar, wenn man bedenkt, das FATCA zum Ziel hat Informationen über alle US-steuerpflichtigen Erträge im Ausland zu erfassen.
Reine Rück- bzw. Sachversicherer sind nach allgemeiner Lesart somit nicht im Fokus. Dagegen müssen sich Versicherer, die Kapitallebensversicherungen oder ähnliche Produkte anbieten, auf umfangreiche Aktivitäten zur Erlangung der FATCA-Compliance einstellen.
KPMG-Studie mahnt, Aufwände nicht zu unterschätzen
Die von der der KPMG in Zusammenarbeit mit dem Institut für Betriebswirtschaft der Universität St. Gallen (HSG) im November 2011 veröffentlichte Studie "Regulatorischer Wandel - Chancen und Risiken für die Versicherungsbranche" zeigt, dass Versicherern die FATCA-Problematik grundsätzlich bekannt ist. Jedoch werden die hiermit verbundenen organisatorischen, finanziellen und zeitlichen Aufwände oftmals unterschätzt. Dieses gilt insbesondere, da FATCA bezüglich der benötigten Ressourcen zur Umsetzung mit den schon laufenden Solvency II-Projekten in Konkurrenz tritt. Doch FATCA einfach hinten anzustellen wird teuer. Um den für ab 2014 geplanten FATCA-Abzug für "non-compliant foreign financial institutes" zu vermeiden, muss bei der IRS bereits im ersten Halbjahr 2013 ein Antrag auf Zulassung als mitwirkendes Finanzinstitut gestellt werden.
Geeignete IT-Lösungen frühzeitig evaluieren
Die zur Erlangung der vollständigen FATCA-Compliance notwendige Umsetzung muss insbesondere mit Blick auf die IT gut durchdacht und geplant werden. Im Vorfeld sind hierbei vor allem die zu analysierenden Datenmengen und die teilweise sehr heterogenen IT-Landschaften zu beachten. Anschließend gilt es geeignete FATCA Softwarelösungen zu evaluieren. Hier bietet die PwC mit ihrem jüngst veröffentlichten Vendor Screening "IT waking up for FATCA" gute Orientierung.
Implementierungsprojekt rechtzeitig planen
Um die FATCA-Vorgaben dann mit Hilfe der gewählten FATCA-Lösung vollständig und richtig umzusetzen und die Software in die bestehende IT-Landschaft zu integrieren, sollten ausreichend Zeit für Implementierung und Test eingeplant werden. Dabei wird in den meisten Fällen externe Unterstützung notwendig sein. Mit Blick auf den für alle Marktteilnehmer geltenden engen Zeitkorridor empfiehlt es sich, externe Ressourcen für die Implementierung frühzeitig anzufragen und zu sichern.
Fazit
Das Thema FATCA wird vor allem die Lebensversicherer betreffen, die Auswirkungen des Themas werden jedoch noch sehr stark unterschätzt beziehungsweise durch andere sehr wichtige regulatorische Themen wie Solvency II in den Hintergrund gestellt. Auch gibt es in der Branche noch keine differenzierte und abschließende Meinung, welche Auswirkungen FATCA auf das Geschäft des Unternehmens habe wird und welche Kosten für eine vollständige FATCA-Compliance auf die Unternehmen zukommen werden. Beachtet man jedoch den Zeitplan des IRS, so ist es absolut notwendig sich als Versicherer jetzt intensiv mit diesem Thema zu befassen.